Der Abschluss meiner heutigen Stadtführung vor der Frauenkirche, wo die Gäste im Anschluss hineingehen möchten.
Also versuche ich eine feierliche und nachdenkliche Stimmung zu erzeugen, Fotos der zerstörten Frauenkirche, Bericht über den Wiederaufbau, was sonst gelingt, kommt gar nicht so an, die netten und sonst so interessierten Senioren sind irgendwie aufgeregt, die meisten Damen zücken ihre Kameras und schießen los, über meinen Kopf hinweg, bei meinen 160 cm ist das nicht so schwer. Ich dreh mich vorsichtig um und gucke erstmal in etwas Zotteliges, sieht aus, wie ein Riesenmop oder en Bobtail am Besenstiel. Klar, dass ich nun auch gucken muss.
Zwei Kameramänner, eine ständig grinsende junge Frau, wohl Assistentin und in der Mitte, ein schlanker, älterer, sportlicher Mann. Graues, gut geschnittenes Haar, schwarzes, enges Polohemd, schicke Jeans, braune Wildlederschuhe.
Den kennste doch …
Noch mal von unten nach oben: klar Sky du Mont in Dresden, genau 5 Schritte hinter mir … na und … Morgen ist doch der große Diva-Abend auf dem Theaterplatz, Monserat Caballe, Angelika Milster, Milva, ein Gast sagte mir, dass die Damen bestimmt schon heute mit dem Faltenbügeln beschäftigt seien.
Gleich fällt mir noch die Frage von einer älteren Dame von neulich ein:
“Sagen Sie, der Günther Jauch wohnt doch da oben, wo die ganzen Villen stehen.”
Bevor ich überhaupt antworten kann, geht es gleich weiter…
“Ja, ich habe in der Illustrierten gelesen, genau da so eine Villa, ganz vornehm…”
Ich will noch etwas sagen, aber da sprudelt es weiter, wir erfahren noch so einiges, was in der Illustrierten stand. Die Dame klopft mir auf die Schulter und geht befriedigt weiter.
“So viel ich weiß, wohnt er doch in Potsdam,” sage ich vor mich hin, aber ich glaube das hat keiner mehr gehört.
Schönen Tag, Kabo