Opa hat Geburtstag

Irgendwie ist es immer eine Ehre für mich, wenn ich für eine Führung gebucht werde, die ein Geschenk für einen Ehrentag ist. Der Opa hat Geburtstag. Seine Frau, der Sohn und die Schwiegertochter kommen mit einem Kleinbus an und ich bin die Reiseleiterin oder Stadtbilderklärerin. Wir steigen auch mal aus und laufen durch den Zwinger.

Der Opa ist ein grosser Mann, aus meiner Sicht, ein Riese. Leider hört er schlecht und ich bin nicht in der Lage zu ihm ins Ohr zu sprechen, selbst auf Zehenspitzen nicht. Ich will ihn ja nicht anbrüllen.

Bloss gut, dass es im Zwinger die kleinen Treppen gibt. Seitlich, da wo die umlaufenden Podeste an den Pavillions sind. Ich stehe auf der Stufe und so rede ich ihm genau ins Ohr. Da sind wir Beide glücklich.

Und so sind wir, als wir uns verabschieden, wahre Freunde geworden, die ihre Freude teilten.

Wir schütteln uns die Hände, dabei bückt sich der grosse Mann zu mir tief herunter und ich bekam ein dicken Schmatz auf die Backe! Mit roten Backen, geehrt und erfreut bin ich nach Hause gegangen.

Danke lieber Opa.

Dynamo, Dynamo!

Hubschrauber kreisen über der Altstadt, ganz viele Polizeiwagen an jeder Ecke. Na klar, heute spielt Dynamo Dresden. Das erzähle ich auch meinen fragenden Gästen.
Auf dem Weg nach Hause hole ich paar Einkäufe in dem Eckladen, der so klein ist, aber eigentlich  alles da hat ohne Schlange an der Kasse.

Heute arbeitet hier ein junger Mann mit einem Tunnel im Ohr – das ist so ein Ohrloch-Ohrring –, schwarzen, wirren Haaren mit blauem Pony und sonst irgendwie dunkel gekleidet. Ich frage ihn nach  dem Ergebnis des Spiels. Er sagt knapp:

Dynamo hat gewonnen.

Das ist ja super!

Er sagt nichts, steht immer noch vor mir da, schaut mich an und zieht wortlos seinen Pullover hoch.  Ich sehe das sich darunter befindende T-Shirt mit einem grossem Totenkopf und wiederum darunter die Aufschrift: St. Pauli.
Da bin ich ins Fettnäpfchen getreten!
Wir grinsen Beide beim Abschied und ich habe es sehr eilig den Laden zu verlassen.