Borowski

Nach vielen Jahren des Exotendaseins mit meinem Nachnamen, wird dieser immer gängiger.

Auf der Prager Str. in Dresden gibt es seit ein paar Jahren schon ein Cafe, dass so heisst. Als es eröffnet wurde habe ich dort meinen Personalausweis gezeigt und gescherzt, dass ich wohl Anteile an dem Umsatz hätte. Man sagte mir, ich sei bestimmt schon die achte Person, die sich hier mit dem Nachnamen vorstellt, ich musste meinen Kaffee selbst bezahlen.  Das Cafe heisst so nach dem russischem Glaskünstler, der die schönen Leuchter und Vasen, die sich hier befinden, gefertigt hat.

Es gibt sogar einen Fernsehkommissar Borowski, den ich natürlich sympathisch finde und gern gucke. Mein Sonntagskrimi muss einfach sein, auch wenn ich sonst wenig in die Kiste gucke. Bei einer Schülerführung merkte ich, wie paar Jungs auf mein Namensschild starrten, zu einander flüsterten und hitzig debattierten. Schliesslich wurde wohl Einem von ihnen aufgetragen mich zu befragen. Der Junge ca. 9 Jahre alt, schaut zu mir hoch mit roten Bäckchen und fragt cool: duuu,  sind sie die Schwester von Tim Borowski?

Der Dackel

Nach ausgiebieger Besichtigung gönnt man sich eine schöne Pause. Ich bin mit dem älteren Ehepaar mit dem Flohmarkt-Erlebnis aus der Neustadt am Ende der Führung angelangt. Ich weiss nicht mehr, wie wir auf den Hund kamen, sie erzählen mir von ihrem seeligem Dackel.

Der war so schlau, er ging sogar allein Gassi. Gartentür auf, Hund raus, nach 20 Minuten war er wieder da. Doch manchmal kam er nicht zurück, meistens dann, wenn ihn die Liebesgefühle überdackelten. Sobald eine Hündin im Umkreis von ca. 5 km läufig war, war er für längere Zeit verschwunden, dann kam er sehr mitgenommen aber glücklich nach Hause und verschlief fast den ganzen Tag.

Eines Tages verführte er die Schäferhunddame des BGS, (meine Begleiter lebten im Grenzgebiet zwischen Deutschland und Schweiz) beide, der Dackel und die Schäferhündin brannten durch.

Die Affäre war nach gewisser Zeit beinahe vergessen, als eines Tages beim Spaziergang durch einen Nachbarort ein merkwüridiger, junger Hund gesichtet wurde. Ein struppiger, langer, schmaler Körper und aufällig langen Pfoten.

Flohmarkt in der Neustadt

Ich begleite ein älteres, sehr nettes und interessiertes Ehepaar durch die Neustadt. Auf dem Weg zur Pfund´s Molkerei überqueren wir den Martin-Luther-Platz. Hier, vor der mächtigen Kirche steht eine Granitkugel, die, wenn das Wasser läuft, sich wie von Zauberhand bewegt – das Wasser ist abgestellt. Auf dem Brunnenrand sitzen zwei Kinder, wohl Geschwister, ein grössere Junge ca. 8 Jahre alt und sein kleineres Schwesterchen. Sie bauten ihre bunten Schätze vor sich auf, die in der kalten Frühlingsonne leuchten. Kleines, grünes Auto, eine kaputte, bunte Halskette, die anderen Dinge habe ich vergessen,  auch eine grosse, leere und offene Blechdose, die wohl als Kasse dienen soll. Wir fragen höflich was sie denn hier machen und ob man hier was kaufen könne. Jaaaa. Der Herr fragt was das grüne Auto kosten soll und bekommt prompt die Antwort: 20,- Euro, sagt der Junge. Das ist aber sehr teuer! Nein, sagt die Kleine, 20 Cent! Wir kramen gemeinsam in unseren Geldbörsen und holen viele 10 und 20 Cent Stücke und legen es in die grosse Kasse. Die Freude ist gross, die Augen leuchten. Ich frage was sie denn mit dem verdienten Geld nun machen werden, das Mädchen guckt zu Seite und sagt, na sparen, auf die hohe Kante legen!

Wir verabschieden uns, während der ältere Herr lächelt und sagt, das ist mein schönstes Dresden-Andenken und das grüne Auto wird vorsichtig in sein Rucksack gelegt.

Der entspannte Busfahrer

Bei der Stadtrundfahrt gab es einen obligatorischen Halt an den Elbschlössern.

Ich stand auf, drehte mich zu den Gästen um und erzählte die spanndende Geschichte über die Schlösser und ihrer Bewohner. Der Busfahrer, ein lieber, sehr dicker, gemütlicher Bär, machte es sich mit der Bildzeitung am Lenkrad gemütlich. Nach einer kurzen Weile hörte ich ein merkwürdiges Geräusch neben mir. Es begann leise und wurde immer lauter und stärker.

Die Gäste hörten es auch, wir lachten alle sehr herzlich, was den Busfahrer bei seinem Schläfchen überhaupt nicht störte, er schnarchte weiter bis ich ihm das Zeichen zur Weiterfahrt gab.

Wiener Schmäh

Eine nette Gruppe aus Wien. Mit viel Humor wurde dem schlechten Dezemberwetter getrotzt, die Gäste blieben interessiert und aufmerksam. Wir witzelten über die Habsburger und Wettiner, die Gäste selbst trugen mit netten Anekdoten zur guten Stimmung bei.

Am Cholerabrunnen erzählte ich über die Sophienkirche und was mit der Ruine geschah.

Eine kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Dame schaute mich beim Erzählen sehr aufmerksam an, ihre Augen waren schön, klar und temperamentvoll. Wir wollten weiter gehen, sie blieb immer noch stehen und sagte: wissen´s was, der Ulbrich war ein, jetzt kam das Wort mit grossem A und einem Loch hinten dran.

Tante Lotti wurde 90!

Tante Lotti wünschte sich keine Geschenke, sie hat ja Alles und braucht Nichts – in meinem Alter! Ihe Verwandten beschlossen ihr einen schönen Geburtstag auszurichten und fragten bei mir  nach einem schönen Tagesprogramm an.

Es begann mit einer Dampferfahrt, leider spielte das Wetter nicht mit, es regnete und wir sassen unter Deck. Die schöne Aussicht entlang der Elbe wurde dennoch genossen.

Ich überreichte Tante Lotti mein kleines Geschenk, eine Meißner Porzellan Gedenkmedaillie.

Während sie sich empörte, sie wolle doch kein Geschenk, packten ihre krummen Finger bereits das Päckchen aus. Sie nickte zufrieden und steckte es gleich  in ihr Omi-Täschchen ein. Wir stiegen aus. Tante  Lotti wollte absolut nicht gestützt werden, sie packte fest den Griff ihres Gehstocks, wacklig aber trotzig kam sie ans Land. Hier wartete bereits das bestellte Taxi um sie über das Blaue Wunder zu fahren, das schien ihr recht zu sein, es regnete noch. Der Rest der Gesellschaft spazierte über die historische Brücke zur Standseilbahn. Es ging hinauf in den Luisenhof, wo eine festliche Tafel auf uns wartete. Tante Lotti sass völlig locker mir gegenüber und kramte in ihrem Omi-Täschchen. Sie holte ihr Handy raus, guckte drauf und sagte, ach ja, der Horst, hat mir auch eine SMS geschrieben. Ich war völlig baff, wahrscheinlich sass ich da mit offenem Mund. Die 90ig jährige besitzt ein Handy und kann damit gut umgehen. Was mir die Verwandten gleich bestätigten.

Nach dem festlichen Mahl, war wirklich sehr schön gedeckt, liebevoll serviert und es schmeckte gut.  Ich fand es sehr nett, dass ich mitessen durfte, gönnte mir aber nur eine Kleinigkeit. Nach dem Essen wurden wir zur Stadtrundfahrt abgeholt, es ging in die Altstadt, wo das nächste Highlight, was unser Geheimnis war, auf Tante Lotti wartete.

Im Zwinger wartete leibhaftig August der Starke. Er kam auf uns zu und gratulierte standesgemäss, königlich der Dame. Auf die witzigen Grüsse, gab sie ganz freche Antworten und blieb einfach gelassen. Sie hackte sich beim August dem Starken, der ihr den Arm anbot ganz lässig unter und lief recht flott neben ihm. Wir waren alle erstaunt, die Familie lächelte, dass das Gehen jetzt keine grossen Probleme machte. Allein das war ein Volltreffer.

Ich war ganz erleichtert, dass alle meine Ideen geklappt haben, trotz des Regens war es wirklich ein gelungenes Programm und ich werde Tante Lotti niemals vergessen. Sie drohte zum Schluss August dem Starken an, dass er ihr zum 100sten wohl auch gratulieren werde.

Polnische Pechvögel

Eine etwas längere Geschichte in Kurzform geschrieben.

Wir, meine polnische Kollegin und ich warten auf zwei polnische Busse mit ca. 100 Gästen, die um 10.00 Uhr in Dresden  ankommen sollten. Der erste Anruf erreicht uns um 9.45 Uhr, sie hätten sich verfahren, sind noch auf der tschechischen Seite. Nächster Anruf, klärt mich auf, dass der Reiseleiter eine Abkürzung aus den polnischen Sudeten über Tschechien unternehmen wollte, sich trotz GPS! total verfahren hat, und sie irgendwo bei Zittau herumkurven. Meine Hinweise bringen sie auf die Autobahn, Richtung Bautzen, also kann es noch ca. eine Stunde dauern. Wir trinken Kaffee, Tee, schlemmen beim Bäcker, gehen einkaufen und warten, warten, warten. Mein Handy ist schon leergelutscht, da selbst, wenn ich angerufen werde es etwas kostet. Endlich gegen 12.30 Uhr sehen wir zwei polnische Busse auf dem Theaterplatz rumkurven.

Die Gäste sind erleichtert als sie endlich aussteigen können, für ca.300 km hatten sie etwa 7 Std. im Bus verbracht. Das ist ein Rekord! Das große Besichtigungsprogramm kann ja nicht mehr absolviert werden, es warten ca. 100 Haxen im reservierten Restaurant. Ich rufe an, dass es später wird, aber wir wollen wenigstens einen Stadtrundgang unternehmen. So beginnen wir gleich hier auf dem Theaterplatz, das Wetter ist schön, die Laune besser. Wir weisen die Busfahrer an, von hier aus (Theaterplatz),  auf den Busparkplatz unter der Carolabrücke, am Terrassenufer hinzufahren, wo wir anschließend die Gruppen hinbringen und ins Restaurant fahren können.

Weitere Rekorde folgen: vom Theaterplatz muss man rechts abbiegen, unter der Augustusbrücke fahren, links Dampferanlegestelle, gleich die nächste Betonbrücke, ist die Carolabrücke, darunter der Busparkplatz, so habe ich es dem Busfahrer erklärt. Er hat sich verfahren!!! Gelandet ist er auf der gegenüberliegenden Seite, an der Staatskanzlei, warum er über die Brücke fuhr weiß ich nicht. Die Stadt war an diesem Tag voller Polizei, Punkertreff, oder so, er wurde von einem freundlichen Polizisten dahin gelotst, wo er hin sollte. Aber, wir haben nur einen Bus, der stand nun am verabredeten Ort, aber wo ist denn der andere geblieben?  Nach zahlreichen Anrufversuchen las er uns am Telefon vor, dass er sich am Bischofsplatz befindet. Er hätte plötzlich, den vor ihm fahrenden Kollegen verloren. Da er kein Roaming-Handy hat, konnte er sich nicht mehr mit ihm verständigen …

Der Bischofsweg ist schon ein Stück weit weg, ich erkläre am Telefon was er nun in sein GPS eingeben soll, wir wurden unterbrochen. Weitere Gespräche klären mich auf, dass er inzwischen einen PKW gerammt hat und nun auf die Polizei warten muss …

Ich will wenigstens den einen Teil der Gruppe ins Restaurant bringen, sie hatten seit heute früh nichts gegessen. Wir können nicht abfahren, ein Gast fehlt. Per Handy, was wären wir heute ohne, gelingt es ihn zu erreichen und zu lokalisieren. Meine Kollegin rennt solange hin und holt ihn ab.

Nein, wir können immer noch nicht losfahren, ich bemerke, dass ich mein Handy verloren hatte … Wir rufen meine Nummer an, Wahnsinn, es geht jemand ran, der ehrliche Finder gab es an dem Ticketstand vor der Semperoper ab. Meine Kollegin bringt den verlorenen Gast und mein Handy, das sie anschließend in meinen Briefkasten wirft, mit.

Ich bringe also die Hälfte der Gruppe ins Restaurant, fahre mit demselben, leeren Bus zurück und hole die anderen ca. 50 auf dem Parkplatz wartenden und zähneknirschenden Gäste ab, und bringe sie ins Restaurant.

Wir checken telefonisch die Lage, Busfahrer auf der Polizeiwache. Ich Taxi, Reiseleiter geschnappt und zu Wache. Busfahrer (es sind zwei, wegen der Fahrzeiten….) sitzen bereits im Polizeiwagen, vor der Wache, den wir nun mit der Taxe eskortieren um zum Unfallort hinzukommen. Inzwischen sei ja fast alles geklärt, die Polizisten wundern sich, warum die Busfahrer nicht gleich den Hörer mir gereicht hätten. Am Ort des Geschehens, Lössnitzstraße, steht der Bus mit einem klitzekleinen Kratzer an der Stoßstange. Der Autofahrer bekam einen Schreck, Panik, polnischer Bus! Rief gleich die Polizei. Die strafte den Busfahrer mit dem geringsten Busgeld von 35,– EUR, der Fall wäre erledigt, aber es wurde nichts verstanden. Benötigt wurde nur noch die grüne Versicherungskarte, nix verstehen, deshalb die Wache. Die grüne Karte ist nicht auffindbar, alle anderen Papiere sind OK. Ich rede mit Engelszungen auf die freundlichen Polizisten ein, schildere, dass 50 Gäste nun bestimmt auf dem Restaurantparkplatz auf ihren Bus warten, wir dürfen fahren.

Inzwischen stehen alle 100 Gäste auf dem Restaurantparkplatz. Sie sind alle satt! Vor dem einen Bus stehen zwei Kellnerinnen und rühren sich nicht vom Fleck, das sieht schon ulkig aus. Bei dem ganzen Durcheinander hatte das Restaurant ebenfalls Panik bekommen, dass die Gruppe für ihr Essen nicht bezahlen wird. Ich hatte den Reiseleiter entführt, der hatte das Portmonee. Albern fand ich es trotzdem.

Zu Hause angekommen wartet mein Handy im Briefkasten, ich befreie es und schleppe mich mit letzter Energie für Heute in meine Wohnung im zweiten Stock.

Jetzt eine Dusche.

DB – fahrt Zug und spart Geld!

Keine Gästeführerin-Story, aber lesenswert.

Zwei Geschäftsfrauen unterwegs mit der S-Bahn nach Görlitz. Abfahrt 10.12 Uhr, ich trödle mal wieder morgens herum, also rase ich mit dem Fahrrad zum Bahnhof, ich muss noch vorher das Ticket kaufen. Per Internet ging das nicht, den Automaten hasse ich, bloß gut – keine Schlange am Schalter, ich äußere meinen Wunsch.

Der junge Mann am DB-Schalter ist freundlich und knöpft mir 35,– EUR für hin und zurück, ab. Ich stutze und frage nach, ob der Preis wirklich so stimmt, mir kommt es vor, dass ich schon mal preiswerter nach Görlitz gereist bin. Mein Einwand verringert den verlangten Betrag aber nicht.

Drei nach Zehn, meine Gefährtin nicht da, ich rufe an, sie geht nicht ran. Ich bemerke drei unterschiedliche Uhrzeiten, die meiner Armbanduhr, des Handys und der Bahnhofsuhr. Mist, jetzt geht sie ran und kommt auch eingeschwebt, die Zeit wird knapp. Meine Gefährtin sieht es locker, sie könne ja das Ticket im Zug kaufen! 10.07 Uhr oder so …

Das war leider ein Irrtum, man kann im Zug beim Schaffner keine Tickets mehr kaufen, wir werden aufgefordert den Zug zu verlassen, Tickets am nächsten Automaten zu kaufen und eine Stunde später weiterzufahren. Das kann ich nicht glauben. Jetzt gehe ich zu der Schaffnerin hin, sie ist sehr freundlich, bedauernd bestätigt sie, dass das so sei, keine Fahrscheine mehr im Zug. Es gibt noch die Möglichkeit, Fahrpreis plus 40,– EUR zu bezahlen. Wir sollen aber einen Moment warten. Kurzer Zeit später kommt sie zu uns und verkauft meiner Begleiterin den Fahrschein, dieser kostet nun 19,90 EUR, das sei das Sachsenticket …

Ich fletsche die Zähne, verdrehe die Augen und kann nichts mehr verstehen.

Austausch unter Gästeführern

Austausch unter Gästeführern, oder Meeresgötter und Schaumschläger.

Am liebsten ziehen wir über die anderen, sog. Gästeführer her. Unser Berufsstand ist nicht geschützt, jeder kann sich auf die Straße stellen und behaupten, fachlich geeignet zu sein, die Gäste durch die Stadt zu führen und den Gästen das Blaue vom Himmel erzählen.

In Polen ist es so, dass nur die von der Stadt geprüften Leute führen dürfen, sie haben eine Lizenz und da darf kein Fremder kommen! In Krakau, Wroclaw, etc. wird das sogar geprüft. Es kann kein Reiseleiter der Gruppe aus Irgendwo, einfach die eigenen Leute durch die Stadt führen. Auch kein selbsternannter Guide.

Viele von uns haben deshalb den teuren IHK-Kurs absolviert, ziemlich viel gebüffelt um die Prüfungen zu bestehen, sich dem Gästeführerverband angeschlossen, etc. Für viele Agenturen, die uns buchen, ist wenigstens das ein gewisses Qualitätszertifikat.

Beim Warten auf die Gäste z.B. auf dem Theaterplatz, kann man so schön lauschen, was die anderen Kollegen/innen den Gästen so erzählen. Eine liebe Kollegin berichtete mir, sie erlauschte neulich, dass kein geringerer als Neptun die Semperoper bekrönt! Das ist echt der Hammer! Warum den Neptunwagen, Panther und nicht Delphine ziehen und welche Nymphe er an seiner Seite hat, das wollte sie sich gar nicht mehr anhören, das tat so weh! Die Pantherquadriga wird von dem griechischen Gott Dionysos und seiner Frau Ariadne angeführt.

Scheiße!

Rutscht mir heute aus, vor den Gästen, was mir sonst mit Mist, oder Scheibenkleister zu umgehen gelingt.

Das Wetter ist so besch…eiden, es regnet ohne Ende. Vor lauter Schirmen sehe ich kaum meine Gruppe, wenn ich noch ein paar Fotos aus meiner Mappe über das zerstörte Dresden den Gästen zeigen möchte, ist es echt Sch…

Ein netter Herr wird mein Schirmherr, solange ich meine Mappe herumzeige, beschirmt er mich und ich schmeiße meinen Schirm auf den Boden. Trotz aller Bemühungen ist es einfach Sch…

Ich sage es laut und deutlich, da schaut mich eine Dame aus der Gruppe sehr ernst an und sagt:

“Scheiße sagt man nicht, da ist die ganze Bildung im Arsch!

Dank solcher sympathischen Gäste sind Stadtführungen zu Fuß, im Regen viel erträglicher. Danke.

Dresdner Erfindungen

Gerade bei der Stadtrundfahrt bietet es sich gut an, über die Dresdner Erfindungen zu erzählen. An den wunderschön gelegenen Elbschlössern hält man an, es gibt ja Spannendes über die Bewohner zu erzählen – über den Herrn Lingner, Erfinder des Mundwassers Odol, oder seinen Nachbarn, Herrn von Mayenburg, der uns die Zahnpasta in der Tube bescherte.

Der nächste Halt ist lt. Guinnesbuch der Rekorde, der schönste Milchladen der Welt, die Pfund’s Molkerei.  Kurz davor knüpfe ich an das Thema Erfindungen wieder an,  klar Kondensmilch! Nach der Besichtigung steigen die Gäste ganz bezaubert wieder in den Bus ein, oftmals werde ich noch nach Details gefragt.

Diesmal frage mich ein freundlicher, älterer Herr, ob es denn der Herr Kondens war, der diese Milch erfand …

Stars in Dresden

Der Abschluss meiner heutigen Stadtführung vor der Frauenkirche, wo die Gäste im Anschluss hineingehen möchten.

Also versuche ich eine feierliche und nachdenkliche Stimmung zu erzeugen, Fotos der zerstörten Frauenkirche, Bericht über den Wiederaufbau, was sonst gelingt, kommt gar nicht so an, die netten und sonst so interessierten Senioren sind irgendwie aufgeregt, die meisten Damen zücken ihre Kameras und schießen los, über meinen Kopf hinweg, bei meinen 160 cm ist das nicht so schwer. Ich dreh mich vorsichtig um und gucke erstmal in etwas Zotteliges, sieht aus, wie ein Riesenmop oder en Bobtail am Besenstiel. Klar, dass ich nun auch gucken muss.

Zwei Kameramänner, eine ständig grinsende junge Frau, wohl Assistentin und in der Mitte, ein schlanker, älterer, sportlicher Mann. Graues, gut geschnittenes Haar, schwarzes, enges Polohemd, schicke Jeans, braune Wildlederschuhe.

Den kennste doch …

Noch mal von unten nach oben: klar Sky du Mont in Dresden, genau 5 Schritte hinter mir … na und … Morgen ist doch der große Diva-Abend auf dem Theaterplatz, Monserat Caballe, Angelika Milster, Milva, ein Gast sagte mir, dass die Damen bestimmt schon heute mit dem Faltenbügeln beschäftigt seien.

Gleich fällt mir noch die Frage von einer älteren Dame von neulich ein:

“Sagen Sie, der Günther Jauch wohnt doch da oben, wo die ganzen Villen stehen.”

Bevor ich überhaupt antworten kann, geht es gleich weiter…

“Ja, ich habe in der Illustrierten gelesen, genau da so eine Villa, ganz vornehm…”

Ich will noch etwas sagen, aber da sprudelt es weiter, wir erfahren noch so einiges, was in der Illustrierten stand. Die Dame klopft mir auf die Schulter und geht befriedigt weiter.

“So viel ich weiß, wohnt er doch in Potsdam,” sage ich vor mich hin, aber ich glaube das hat keiner mehr gehört.

Schönen Tag, Kabo

Kinderspaß

Mal wieder ein Kinderspaß!

7-8 Jahre alt, große Kulleraugen, ganz lieb und interessiert, obwohl die Lehrerin eigentlich das Gegenteil behauptete…

Ich lasse mir ja einiges einfallen, dass es nicht langweilig wird. So erzähle ich in der Schlossstrasse, gleich Richtung Georgentor, dort wo die archäologischen Ausgrabungen fast vollständig ausgebaggert wurden (schade..), dass die Archäologen die alte Latrine von Herrn Pöppelmann gefunden hatten.

Erst muss nun der Begriff Latrine erläutert werden, die Kinder rümpfen die Nase. Ich erzähle von Speiseresten und den Austernmuschel die man dort fand, ein interessanter Aufschluß über die Speisekarte der Hausbewohner. Ein kleines Mädchen fragt mich anschliessend wie es denn mit der *Vitrine* nochmal war….

Tja, was die Leute in ihren Vitrine alles so hinterlassen.

Grüne Grotte in Dresden?

“Entschuldigen Sie, wo befindet sich die Grüne Grotte in Dresden?”

Ich muss wirklich stutzen und verlegen nachdenken.

“Meinen Sie das Grüne Gewölbe?”

“Ja, ja das wird es schon sein, danke.”

Oller Kachelladen

“Ich suche diesen ollen Kachelladen, wie komme ich dahin?”

Ich erkläre, wie man zu Pfunds Molkerei hinkommt …

Polnische Gäste – Aldi, Rossmann und Co.

Mal wieder, nach der absolvierten Besichtigung der Dresdner Altstadt geht es auf vielfachen Wunsch hin zur Altmarktgalerie zum Shoppen. Die Gruppe hat im Restaurant Pulverturm ein Mittagessen bestellt, also müssen wir uns sputen.

Ich gebe eingangs Tipps wo, welches Geschäft sich in der Galerie befindet und die Gäste stürmen los. Nach etwa. 30 Min. kommen alle zufrieden mit vollen Tüten raus. Da ist natürlich das Waschpulver vertreten, der Kaffee, aber auch Andenken. Spielzeug für die Kinder, etc. Wir wandern wieder Richtung Frauenkirche zurück.

Ich erzähle unterwegs was am Altmarkt so los ist und was hier los war und merke, dass die Gäste kaum zuhören. Klar, die Tüten sind schwer, der Magen knurrt, ich fasse mich kurz. Nach 10 Minuten strammen Marsch erreicht eine Kolonne von ca. 40 Personen, in jeder Hand eine pralle Tüte das Restaurant.

Nach dem leckeren Essen begleite ich die Gruppe zu ihrem Bus, der Am Zwingerteich parkt. So bewegt sich erneut die schwer bepackte Kolonne mitten durch die Stadt, an all den berühmten Bauwerken vorbei. Ich treffe zwei Kollegen unterwegs, die verschmitzt grinsend mir zuwinken. Warum wohl?

Ich erfahre von meinen Gästen, dass Ihnen Dresden viel besser gefiel, als München, wo sie vorher auf ihrer Reise waren.

Persil oder Jakobskaffee

Polnische Gruppen-Erlebnisse, oder Persil und Jakobskaffee.

Der Wunsch meiner polnischer Gruppe nach der Besichtigung, sie zu einem Einkaufstempel zu begleiten, verwunderte mich nicht, das passiert öfter. Es sind auch immer wieder die gleichen begehrenswerten Westprodukte, die die Gäste unbedingt kaufen möchten. Ich habe selbst in Polen in vielen Geschäften diese Produkte in den Regalen gesehen, warum also ausgerechnet Persil und Jackobs als Mitbringsel aus Dresden?

Mehrere Gruppen begründeten meine Frage damit, dass die Qualität von diesen Markenprodukten in Polen nicht dieselbe sei, wie in Deutschland. Das Pulver wäscht nicht so, riecht nicht so, der Kaffee schmeckt anders. Unglaublich. Sollte das wirklich so sein, finde ich es äußerst schlimm. Sich den neuen Markt erobern wollen, aber nicht die Qualität liefern. Wissen diese Firmen nicht, dass wir offene Grenzen haben und sich so etwas herumspricht?

Firmenausflug

Ich begleitete im April 08 einen Firmenausflug, vorab gibt es einen sehr netten E-Mail Kontakt. Abschluss der Dresdentour ist eine Dampfschifffahrt mit dem historischen Raddampfer.

Damit es nicht langweilig wird, wird an Bord ein Quiz veranstaltet. Die Fragen arbeite ich aus, sie werden bei der Stadtführung eingebaut. Für alle Teilnehmer soll es dresdentypische Preise geben, aber was? Ich kann doch nicht einfach irgendwas kaufen.

Ich gebe ein paar Tipps und Links, wo man per Mausklick sich Dresden Souvenirs anschauen kann, gar nicht so einfach. Die Entscheidung, ist auf die schönen Pfund’s Molkerei Keksdosen etc. gefallen, ich versprach diese Geschenke abzuholen.

Vor Ort standen riesige blaue Tüten da, wie sollte ich die hier per Pedes wegbringen und zwischen lagern? Meine liebe Freundin Jolanta hilft, sie holt es mit ihrem Auto ab und bringt es ins Hotel Maritim, wo die Gäste übernachten werden. Dort gebe ich vorab telefonisch Bescheid, das nette Team ist sehr behilflich. Alle wundern sich über die blauen Säcke, die im Büro hinter der Rezeption deponiert werden. Anschließend wird das kostbare Gut per Taxi rechtzeitig zum Dampfer gefahren und alles ist gut.

Herrentag

Herrentag, 1. Mai 2008, Feierabend 17.30 Uhr, Bahnhof Heidenau

Ich lieferte meine Gruppe im Hotel Reichskrone, in Heidenau ab und freute mich, dass ich von hier mit der S-Bahn in einer halben Stunde bereits in Dresden-Neustadt, wo ich wohne, ankommen werde. Die S-Bahn sollte auch lt. Fahrplan in fünf Minuten da sein. Der Bahnsteig war voller bewaffneter Polizisten, die wohl die Aufgabe hatten, besonders heitere Herren von ihren Herrentag-Heldentaten abzuhalten.

Die fünf Minuten waren vergangen, auf der Anzeige der Hinweis, dass die S-Bahn ca. 30 Min. später kommt, Mist. Ich überlege, wie ich sonst von hier wegkomme, schwierig, also beschließe ich die halbe Std. zu warten. Nun war bereits die nächste Bahn fällig, die halbe Std. auch rum, es passierte nichts. Die Polizisten langweilten sich fürchterlich, es gab nichts zu tun.

Ich verlasse den Bahnsteig, gehe zu dem Busbahnhof und studiere die Fahrpläne, abgesehen davon, dass heute ein Feiertag ist, kenne ich mich nicht so gut aus um aus dem Kopf zu wissen, wo ich umsteigen muss um nach Hause zu kommen.

Eine Stunde ist vergangen, ich renne vom Bahnsteig zum Bussteig hin und her. Ein Taxistand ist auch da, aber kein Taxi zu sehen. Ich bin so sauer, will endlich nach Hause, ich bin bereit sogar das Geld fürs Taxi auszugeben. Bin seit 8.00 Uhr unterwegs, hatte einen anstrengenden Tag, muss morgen wieder früh raus. Ich frage am Imbiss nach, die nette Dame sagt mir die Telefonnummer von Taxizentrale Heidenau, ich rufe an. Ich könnte frühestens in einer halbe Stunde kommen, sagt der Taxifahrer am Telefon….

Ich wende mich verzweifelt an die nette Dame vom Imbiss, Hunger habe ich auch schon. Will wenigstens getröstet werden, oder eine hoffnungsvolle Auskunft erhalten. Nu ja, da hat sich einer der Herren angeblich auf die Schienen der S-Bahn gelegt, da kommt wohl lange nischt….

Ein Bus kommt angefahren, ich stürme hin, ein netter Busfahrer erläutert mir höflich die Verbindung, hurra, ich bin gerettet und sitze schon bald in der Straßenbahn 6 Richtung Heimat – kurz vor 20.00 Uhr bin in der Neustadt!

Chinesische Gruppe junger Leute mit Dolmetscher

Meine Ausführungen über die Dresdner Sehenswürdigkeiten wurden übersetzt und nach jedem Abschnitt von der Gruppe mit einem lauten Aaah und Oooh, kommentiert, das fand ich sehr lustig und es gab mir Ansporn mehr nette Anekdoten, als geschichtliche, trockene Daten, zu erzählen. Was weiß ich schon über die chinesische Geschichte…

Wir standen nun vor dem Taschenberg Palais, August der Starke schenkte es Gräfin Cosel, die darin fürstlich lebte und letztendlich auf einem Turm in Stolpen 49 Jahre verbrachte. Die junge Dolmetscherin übersetzte eifrig und temperamentvoll, die Aaahs und Ooohs wurden immer lauter. Nun sollte sie übersetzen, dass August der Starke es ihr eingebrockt hatte.

Bevor sie übersetze, schaute sie mich richtig böse aus ihren Mandelaugen an, holte tief Luft und sagte: “Blödmann!”

Gästeführerin?

Als Gästeführerin in Dresden komme ich mit so vielen unterschiedlichen Menschen zusammen. Es sind vorwiegend Gäste aus deutschsprachigen Ländern, aber auch aus Polen, da ich dieser Sprache mächtig bin. Große kulturelle Unterschiede gibt es da nicht, aber viele lustige Gemeinsamkeiten.

Ich erlebe schon allerhand kleine, große, nette und überraschende Dinge aus dem Touristen-Alltag. Darüber möchte ich gerne berichten, schon um diese netten Erinnerungen nicht zu vergessen. Gerade diese Erlebnisse motivieren mich bei meiner Arbeit, machen sie so spannend und bringen Spaß ins Leben.

Ich freue mich über Kommentare, Infos, oder Austausch der hoffentlich zahlreichen Leser. Vielleicht erkennt sich jemand darin wieder und erinnert sich an den Aufenthalt in Dresden.